"Fasnet-Eröffnung im Fünferpack "                (Badische Zeitung 04.02.2014)

An Veranstaltungen zur Fasneteröffnung herrschte am Samstagabend in Freiburg kein Mangel. Und während es bei den Sitzungen der Fasnetrufer in der Festhalle (mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann) und der Breisgauer Narrenzunft im Bürgerhaus Seepark teils hochoffiziell zuging, feierten gleich fünf Zünfte in der Gaststätte des Sportvereins Blau-Weiß Wiehre eher familiär. Freiburger Hexen, Bächleputzer, Schnogedätscher, Herdermer Lalli und Waldseematrosen boten Einstudiertes und Improvisiertes. Seit rund dreißig Jahren gehört die Eröffnungsfeier für die Mitglieder der fünf Zünfte zu den festen Terminen der Fasnet. Dass sich für die Feier ausgerechnet dieses Quintett zusammengefunden hat, geht auf die 1980er Jahre zurück. Damals gehörte eine gemeinschaftliche Eröffnungsfeier aller Freiburger Zünfte zum Pflichtprogramm. Diese Veranstaltung war allerdings nicht nur für die wirklich Fasnet-Aktiven, sondern für alle Feierlustigen offen. "Die Feier ist jedes Jahr wieder aus dem Ruder gelaufen. Die fünf Zünfte, die hier heute feiern, haben damals übereingestimmt, sich dieses Programm nicht mehr antun zu wollen", erzählt Waldseematrose Andreas Ludwig. Seither feiert der Fünferbund die Fasnetzeiteröffnung also in geschlossener Gesellschaft.

 

Die einzigen zunftexternen Gäste, die auf dieser Feier wirklich willkommen sind, sind auch in diesem Jahr wieder die Elferratsabgeordneten der Breisgauer Narrenzunft (BNZ). Bei einer kurzen Stippvisite mischt sich der Elferrat unter die Narren, schunkelt mit und verkündet das diesjährige Motto der Freiburger Fasnet – ein Moment, dem Heike Herbstritt, die Zunftvögtin der Bächleputzer, nicht ohne Stolz entgegengefiebert hat: "Der Spruch stammt in diesem Jahr von mir. Er lautet: ,Stell den Narr ins rechte Licht, denn ohne ihn gäb’s manches nicht’."

Die Fasnet bedeutet für Herbstritt nicht nur, mit Gleichgesinnten zu feiern, sondern auch anderen eine Freude zu machen – etwa wenn die Zunft im Häs (Kostüm) Altenheimen und Kindergärten Besuche abstattet.

In diesem Jahr sind die Freiburger Hexen dafür verantwortlich, ein Programm auf die Beine zu stellen. So bietet eine (männliche) Hexe eine Freddy-Mercury-Imitation, und auch die Persiflage auf die TV-Reality-Show "Bauer sucht Frau" mit stilechtem Plastiktraktor sorgt für Heiterkeit.

"Ich bin seit 34 Jahren dabei und natürlich bedeutet Fasnet auch Traditionspflege. Aber heute Abend geht es einfach nur um den humoristischen Teil der Fasnet", sagt Ingrid Kohlhagen von den Freiburger Hexen, während eins ihrer Zunftmitglieder einen als Baby verkleideten und in Windeln gewickelten Narren durch den Saal schiebt.

Aber auch Mitglieder der anderen Zünfte tragen mehr oder weniger Erprobtes zur Abendgestaltung bei. So gibt es bei einem Quizspiel der Schnogedätscher rund um die Fasnet Süßigkeiten und Sekt zu gewinnen, und die Herdermer Lalli versprechen hoch und heilig, später noch das Badner-Lied zum Besten zu geben.

Außerdem bringt die für den Abend engagierte Band "Gin Fizz" die Feiergemeinschaft mit Songs aus allen Genres zum tanzen. Die nächsten Wochen über stehen für die Zunftmitglieder außer einigen eigenen Veranstaltungen in erster Linie Besuche bei Feiern anderer Zünfte an, bis die Fasnet schließlich am Fasnet-Mendig (Rosenmontag) mit dem großen Freiburger Umzug ihren Höhepunkt erreicht. "Ich fange heute lieber langsam an, die nächsten Wochen werden sehr anstrengend", sagt daher Schnogedätscher-Zunftvogt Jürgen Bernhard lachend.

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© Jochen Batsch