Die Entstehung der Freiburger Hexen

Die Gründungsmitglieder der Freiburger Hexen
Ausstellungseröffnung in der Sparkasse Bild (v.l.n.r.): Oberzunftrat Hans Sigmund, Zunftvogt Andreas Meneghelli, Narrenrätin Daniela Heß, Sparkassen-Direktor Marcel Thimm, Oberzunftmeister Gerd Huber und Freiburgs Erster Bürgermeister Otto Neideck Ausstellungseröffnung in der Sparkasse

Die Freiburger Hexen – 50 Jahre jung

 

Im Winter 1962/63 hatte Wolfgang Herterich die Idee, auch in Freiburg eine Hexenzunft zu gründen. Er war seit 1954 Mitglied der Ranzengarde, zuletzt als Leutnant und Adjutant; hatte bereits 8 Jahre „Fasnet uf em Buckel“ und wollte  „e Holz vor’s G’sicht“.

 

Er wandte sich an Richard Fahr, Graphiker und Insignienmeister der BNZ und des Verbandes Oberrheinischer Narrenzünfte, dem er freundschaftlich verbunden war. Fahr hatte schon für mehrere Zünfte Masken und Häs entworfen. Er war von der Idee begeistert, auch in Freiburg eine Hexenzunft zu etablieren und versprach, bis spätestens Mai 1963 einen Entwurf vorzulegen. Mit Holzbildhauermeister Josef Tränkle in Elzach fand Herterich den richtigen Mann, der bereit war, die erste Maske zu schaffen.

 

Nun wurde es Zeit, Leute anzusprechen, die interessiert waren, sich zu engagieren und dafür einzusetzen, die Idee zu realisieren. So wurden neben Herterichs Frau Lilo, die ebenfalls bei der Ranzengarde war, weitere Interessenten angesprochen. Zur   Gründungszusammenkunft kamen sechs Personen, kurz danach noch zwei weitere.

 

Nach den Entwürfen von Richard Fahr fertigte eine Schneiderin den ersten Häsentwurf; Lilo Herterich nähte die ersten Häs; Jahre lang auch die weiteren. Ein Zunftmitglied stellte die erste Haube her, die einer mittelalterlichen Gugelhaube nachempfunden war.

 

Man beabsichtigte, unerkannt an der Fasnet aufzutauchen. Doch wie dies bei geheimen Dingen häufig ist, sah jemand bei Bildhauer Tränkle den Maskenentwurf mit Herterich’s Adresse. Damit hatte sich das „unerkannt“ erledigt. Herterich schrieb daraufhin an Oberzunftmeister Willy Jäger und informierte über das Vorhaben. Schon am 3.1.1964 erhielt er die Nachricht, dass bei einer Zahl von mindestens 11 Aktiven die Aufnahme als Mitgliedschaftsanwärter in die BNZ erfolgen würde.

 

Fasnet 1964 waren die Masken geschnitzt und die Häs genäht. Der erste Auftritt war am Zunftabend der Fasnetrufer im „Europäischen Hof. Weiter besuchte die Zunft im ersten Jahr Zunftabende der Käsrieber und der Rebläuse. Die Hexen nahmen am Umzug in St. Georgen und am Fasnetmontag in Freiburg teil.

 

Maske und Häs wurden von den einzelnen Mitgliedern bezahlt, mussten aber bei einem evtl. Austritt an den Verein zurückgegeben werden. Außerdem gab jedes Mitglied der Kasse ein Darlehen in Höhe von DM 100,-, das nach einigen Jahren wieder zurück bezahlt wurde. Ein Ballettmeister vom Freiburger Theater studierte der Gruppe einen Hexentanz ein. Viele Abende lang wurden von allen Aktiven kleine Hexenpuppen aus Holz und Stoff gebastelt, die verkauft wurden, um einen Grundstock in die Kasse zu bringen und um einen Zunftorden für die Aktiven zu finanzieren. Lilo Herterich nähte die Kostüme für einen mittelalterlichen Ratsherrn und einen Henker, die für die Zeremonien der Ausgrabung und Verbrennung benötigt wurden. Es gelang ihr, einer Bauernfrau aus Vörstetten, die von dort aus täglich zu Fuß zum Freiburger Markt ging, eine ältere „Marktchaise“ abzukaufen. Sie wurde „überarbeitet“, d.h. ausgepolstert und erhielt einen rot-weiß karierten Überzug. Später mussten Teile der „Chaise“ ausgetauscht werden, denn das Geflecht brach im Lauf der Jahre ebenso wie die Räder.

 

1965 beteiligten sich die Hexen erstmals am VON-Narrentag in Kenzingen und eine Woche später am Umzug in Lahr. Inzwischen waren neue aktive Mitglieder zu den Hexen gestoßen. Im brechend vollen Zunftlokal „Tennenbacher Hof“ fanden jahrelang die Veranstaltungen statt. Der Hexentanz wurde  erstmals aufgeführt. Leider musste in den Folgejahren öfters das Zunftlokal gewechselt werden. Derzeit haben die Freiburger Hexen im „Schützen“ in der Oberwiehre ihre fastnächtliche Heimat.

 

Die feierliche Aufnahme in die BNZ fand am 11.11.1967 im Kolpinghaus statt. Als Paten konnten die Erznarren der BNZ, die Fasnetrufer und die Herdermer Lalli, gewonnen werden. 1969  kam als Einzelfigur ein Teufel zu den Hexen. Auch dafür schufen Richard Fahr den Entwurf und Josef Tränkle die Maske.

 

Immer wieder zeigten sich die Aktiven spendenfreudig. Paul Teike stiftete einen geschnitzten Stander (e Hexetäfele), der bei Umzügen mitgeführt wird; einige Aktive einen Tisch in die BNZ-Zunftstube, in dessen Platte die Namen der aufgenommenen Mitglieder geschnitzt werden. Auch die über dem Tisch hängende Lampe mit bleiverglasten Hexenmotiven stammt von spendenden Hexen.

 

Immer wieder waren und sind die Freiburger Hexen mit spritzigen Ideen aktiv. Jahrelang veranstalteten sie Bildersuchfahrten, bei denen sich die Freiburger Zünfte mit bis zu 150 Mannschaften beteiligten. Kreativ zeigten sie sich mehrfach bei der Umgestaltung des „Berthold-Schwarz-Brunnens“ und/oder dem Entfernen des Ignaz der Fasnetrufer vom Narrenbaum vor dem Rathaus. Seit der Einführung der Freiburger Straßenfasnet im Jahr 1970 beteiligen sich die Hexen mit ihrem Hexenhäusle und beliebten Kinderspielen. Gelegentliche Auswärtsbesuche und die Teilnahme an den Narrentagen des VON sind der Zunft wichtig.

 

Camping-Pfingstausflüge zum Bodensee, später in den Schwarzwald, Frühjahrs- und Herbstwanderungen sowie Stammtische im vierzehntägigen Rhythmus oder die Kinder-Nikolausfeier auf einer Schwarzwaldhütte mit anschließendem Hüttenabend für die Aktiven waren und sind bis zum heutigen Tag fester Bestandteil des Hexenjahres.

 

In den 50 Jahren des Bestehens zählen die Freiburger Hexen vier 1. Zunftvögte. Während der Zunftgründer Wolfgang Herterich 12 Jahre die Zunft führte, brachte es Oberzunftvogt Peter Meneghelli auf stolze 21 Jahre. Manfred Hummel war von 1996 bis 2002 1. Zunftvogt. Seit 2002 steht Andreas Meneghelli als „Häuptling“ der Zunft vor. Auch für die Zukunft der Freiburger Hexen ist vorgesorgt. Im Jubiläumsjahr hat die Zunft 35 Kinder und Jugendliche als „Narresome“. Das sind aufgrund der Aktivenbeschränkung mehr, als sie derzeit aktive Mitglieder zählt. Da kann eigentlich nichts mehr schief gehen…

 

Am 18.1.2013 findet die Jubiläumsveranstaltung der Zunft im Rahmen der Übergabe des Protektorats an den Freiburger Oberbürgermeister Dr. Dieter Salomon durch die BNZ statt.

                                                                        Daniela Heß

 

Druckversion | Sitemap
© Jochen Batsch