Wie war's beim... Kappenabend der Breisgauer Narrenzunft?  (Badische Zeitung 02.02.2015)

Fast ausverkauft war der Konzerthaussaal, manchmal lässig ausgelassen die Stimmung – musikalisch befeuert von den Akteuren auf der Bühne, von Spielmannszügen und Musikgruppen. Tanz und Talk gab’s reichlich – und einiges kam da zur Sprache – Ernstes, Intimes und Witziges. Was war am wohltönendsten? Wer war am fittesten? Ein Check der Superlative.

Die meisten Mundarten
Der Mann mit dem wendigsten Sprech quer durch deutsche und schweizerische Mundarten, ist – konkurrenzlos – Markus J. Weber. Dass er ein unverbesserlicher "Fasnetspatriot" ist, beweist er mit seinem hinreißenden Auftritt ohne Wenn und Aber. Kölles Karneval – "einmal Prinz, datt is ene Droom, un über allem laach de Doom", Määnz, Minga, Läbzsch, Basel: Wo immer Markus Weber sich auch kundig und mit liebevollem Blick umschaut – "’s fehlt des Brauchtum". Er selbst hat’s reichlich und dazu den Sprachwitz, der supergut ankommt.

Die beste Kondition
Cancan-Ladies müssen ganz schön was drauf haben: Tanzen und akrobatische Höchstleistungen. Beine hoch, runter in den Spagat, tanzen, tanzen, tanzen und dann noch Räder schlagen. Die souveränen Cancan-Mädels von Sioux West haben Kondition und lassen inmitten der gesitteteren Farmergruppe ihre rauschenden Röcke wieder und wieder über die Bühne drehen: Im Saloon hätt’s kaum rasanter zugehen können.


Die sexiesten Waden
Nix für Mathelehrer, die nachrechnen, aber eine bewährte Combo: 12-halbe, die – Obacht! – nicht etwa zu sechst auf der Bühne stehen, sondern zu fünft, und mit ihrer Musik locker den Saal rocken. Vier von ihnen zeigen dabei so viel Bein, dass sie den Wadenkampf für sich entscheiden können.

Die geistreichsten Worte
Na gut, das ist sein Job: Magister Berthold Schwarz steigt alljährlich zur Fasnet von seinem hohen Sockel auf dem Rathausplatz und spricht zu den Narren und allen anderen. Seine Stimme leiht ihm dafür Peter Kalchthaler, der ins muntre Fasnettreiben auch Zeitgeschehen packt – in frechen Versen, ganz im Sinne großer Narretei: "Wer’s lache und Humor verbietet, au wenn’s mol über Grenze geht, der isch für mich kai Gotteskrieger. Der isch kai Held – der isch nur bled."

Das beständigste Thema
Ein bisschen was von tröstlicher Männergruppe hat die närrische Klage über Ehefrauen und Schwiegermütter. Ganz klar: unter allem, was in der Fasnet humorig zur Sprache gebracht werden muss, sind eheliche Langeweile und die Sprachgewalt von Gattinnen uneingeholte Spitzenreiter – viele Witze nehmen’s folglich auf die Schippe. Dumm und Schwätzer – Karl Heinz Metzger und Stefan Weber – träumen konsequent: "Frauen sollten sein wie der Mond, abends aufgehen und morgens wegsein." Und apropos wegsein: Fatz hat seiner Frau zur Silbernen Hochzeit eine Reise in den afrikanischen Dschungel geschenkt, erzählt er Ratz. Sein Geschenk zur Goldenen: Da wird er sie von dort wieder abholen.

Das höchste Tempo
Was die neun tanzenden Girls der Hansele-Burlesque auf die Bühne bringen, stellt jede Cheerleader-Truppe in den kühlen Schatten. Ihre Top-Choreografie gehen sie in höchstem Tempo – im Saal ist Riesenjubel und auch die Elferräte springen von ihren präsidialen Stühlen auf: So geht Begeisterung!

Die tollsten Töne
Wenn Andreas Huck mit seinem Musikzug der Feuerwehr "Marmor, Stein und Eisen bricht" in den Saal fetzt, dann sind die Weichen schon gestellt: Das ist auch ein Abend für mitreißenden Sound. Allerdings lässt sich im gesamten Programm niemand lumpen: Highlight ist das Quintett von Hexenschuss – und kommt mit einem Dämpfer. Hexenschuss denke ans Aufhören, verrät der Sitzungspräsident, und der Saal protestiert unisono. Toll getönt wird übrigens mit jeder Menge Freiburg-Liedern. Ratz und Fatz – Bernhard Boll und Arndt Schuster bei ihrer Kappensitzungspremiere – sind "froh, dass sie aus Freiburg sind", auch 12-halbe sind "froh, Freiburger zu sein" und Hexenschuss besingen "Freiburg, wo der Herrgott au gern lebe tät".

Die schlechtesten Plätze
Während das Saalpublikum das prächtige Panorama auf viel spaßiges Spektakel hat, sehen ausgerechnet die Elferräte das Bühnengeschehen immer nur von hinten. Speziell bei den sehr ansehnlichen Tanznummern wird so das Privileg zum Pech.

Die attraktivste Täuschung
Immer wieder ein Hingucker sind Carinas Ballerinas. Keine Frage: Den acht Jungs als Tänzerinnen mit Hotpants und einem dezenten Hauch Hüftspeck gelingt die attraktivste Täuschung!

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© Jochen Batsch